Auf 20 Jahre Amtszeit als Ortsbürgermeister von Weetzen konnte Rüdiger Wilke zurückblicken, als er Ende August vom Amt zurücktrat und den Staffelstab an seinen Nachfolger Thomas Bensch übergab. Zwischenzeitlich ist die sogenannte 100-Tages-Frist um.

Dieses Interview führte Adem Öktem - 02.01.2021

Lieber Rüdiger, lieber Thomas. Erst einmal vielen Dank für eure Zeit, dieses Interview zu führen. Das wird den Bürgerinnen und Bürgern Weetzens helfen, besser zu verstehen, wie es zur Übergabe des Staffelstabs gekommen ist.

Rüdiger – du warst über zwanzig Jahre unser Ortsbürgermeister in Weetzen. Und du genießt einen unwahrscheinlich guten Ruf im Ort. Wie hast du dir deinen tollen Stand in der Weetzer Bevölkerung erarbeitet und was war deine größte Herausforderung im Amt, die du meistern musstest?

Ich habe versucht, immer für die Bürgerinnen und Bürger präsent zu sein. Die größte Herausforderung war, die Einwohner Weetzens zu überzeugen, unsere Hauptstraße umzugestalten.

Und dein schönstes politisches Ereignis der vergangenen zwanzig Jahre?

Die mehrfach guten Ergebnisse der hiesigen SPD bei den Kommunalwahlen. Das gab einem das Gefühl, dass man nicht alles verkehrt gemacht hat.

An welchem Fleck in Weetzen hältst du dich in deiner Freizeit eigentlich am liebsten auf?

Zu Hause in meinem Garten.

Vor rund vier Monaten hast du dein Amt als Ortsbürgermeister an Thomas Bensch abgegeben. Es handelt sich um eine gut geordnete Übergabe an deinen Nachfolger. Was möchtest du ihm für die Ausübung seiner Amtsgeschäfte noch mitgeben?

Immer authentisch bleiben und Ruhe bewahren.

Thomas, am 31. August 2020 wurdest du mit deutlicher Mehrheit im Ortsrat Weetzen zum neuen Ortsbürgermeister gewählt. Herzlichen Glückwunsch nachträglich und ein glückliches Händchen für das neue Amt! Was war denn deine erste Amtshandlung und wie erging es dir in dem Moment nach der Wahl?

Die Wahl empfand ich als Ehre und Verpflichtung zugleich. Für die Chance, unserem Ort dienen zu dürfen, bin ich sehr dankbar. Dankbar bin ich in diesem Zusammenhang auch meiner Familie, die mir immer den Rücken freihält. Als Erstes durfte ich gleich die Ortsratssitzung leiten.

Wie alle wissen, hat dir Rüdiger große Fußstapfen hinterlassen. Wirst du versuchen, sie auszufüllen oder doch eher neue Fußstapfen daneben setzen?

Ich glaube nicht, dass ich in Rüdigers Schuhe und damit seine Fußstapfen passe. Allerdings bin ich mit Rüdiger seit vielen Jahren Kommunalpolitisch den gleichen Weg gegangen. Da Rüdiger ja noch nicht ganz aufhört, wird er symbolisch gesehen mich jetzt noch etwas begleiten. Und das ist gut so. Auf unserem gemeinsamen Weg haben wir viel für Weetzen erreicht. Vielleicht wird man eines Tages sagen, dass auch der weitere Weg gut für unseren Ort war.

Was sind deine Visionen für ein besseres Weetzen und wie wirst du es angehen, diese umzusetzen?

Wir brauchen kein „besseres" Weetzen. In unserem Ort lässt es sich sehr gut leben. In den kommenden Jahren stehen komplexe Aufgaben an. Neben dem Ausbau unseres Schulstandortes steht auch die mögliche Nachnutzung unseres Zuckerfabrikgeländes an. Wir benötigen auf jeden Fall für Bauwillige zeitnahe Möglichkeiten, ihren Wunsch in Weetzen realisieren zu können. Wenn es uns darüber hinaus gelingt, auch die örtliche Infrastruktur zu stärken, wäre viel erreicht. Umsetzten können wir dies nur, wenn ein geschlossener Ortsrat die Interessen Weetzens bis hin zum Stadtrat vertritt.

Was zeichnet Weetzen deiner Meinung nach besonders aus?

Der große Zusammenhalt in den Vereinen ist sensationell. Unschlagbar ist auch das gemeinsame Engagement für unseren Ort. Das konnten wir u.a. in den drei Jahren rund um unser Ortsjubiläum zeigen. Da haben wir sehr viel geschafft. Dieses Teamplay wünsche ich mir auch zukünftig.

Lebst du schon lange in der Gegend? Und was machst du in deiner freien Zeit?

Ich bin zwar in Hannover geboren, aber seit meiner frühen Kindheit in Ronnenberg aufgewachsen. Über das Tennis spielen bin ich Weetzen schon seit rund 25 Jahren verbunden. Zwischenzeitlich wohne ich mit meiner Familie bald 12 Jahre in Weetzen.

Aufgrund meiner Aktivitäten ist die freie Zeit öfter rar. Das Tanzen mit meiner Frau in der Tanzsparte sowie mit der Mannschaft im SVW Tennis spielen und gemeinsame Zeit mit meinen drei Mädels haben, stehen ganz vorne. Zur Entspannung sitze ich am liebsten im Strandkorb an unserem Teich oder zaubere vielfältige Grillgerichte für Freunde.

Die Ronnenberger Kalihalde im benachbarten Ortsteil Ronnenberg ist auch ein Schwerpunktthema für Weetzen. Was wirst du tun, um die Interessen der Weetzer Bevölkerung in den Fokus zu rücken?

Hier geht es um die Interessen von Ronnenberg insgesamt. Als Ortsbürgermeister bin ich Mitglied des Runden Tisches und bringe mich dort bestmöglich ein.

In der Politik zieht man oftmals nach 100 Tagen ein erstes Fazit. Wie sieht deins aus?

Die letzten 100 Tage waren schon eine Herausforderung. Ich hatte insgesamt 60 Termine. Und da waren viele Mehrstündige dabei. Thematisch war die Kalihalde sehr dominant. Für Weetzen konnten wir für das Gemeinschaftshaus eine weitere Nutzung ermöglichen. Hier werden neben den bereits vorhandenen Einrichtungen für Kinder fünf Büroräume für die Stadt Ronnenberg eingerichtet. Zudem haben wir dabei dem Stadtsäckl rund 220.000 Euro erspart. Leider nicht so günstig würde eine Sanierung bzw. ein Neubau des Saals werden. Hier wird sich der Ortsrat für einen Saalneubau einsetzten. Auch das Thema Regiobusdepot hat uns beschäftigt. Darüber hinaus gab es auch viele weitere Themen, über die wir hoffentlich in absehbarer Zeit berichten können.

Für das Gemeinschaftsgefühl im Ort haben wir zusammen mir der Kinderkirche dafür gesorgt, dass Kinder 130 Glaslaternen bemalt haben. Zum 1. Advent haben wir die Bäume der Hauptstraße für die Advents- und Weihnachtszeit mit bunten und leuchtenden Laternen bestückt. Sie leuchten heute noch.

Es kam bisher keine Langeweile auf.

Klingt nach einer komplexen, zeitlich lang angesetzten Aufgabe, der du da nachgehst. Können wir davon ausgehen, dass du dich in der bevorstehenden Kommunalwahl am 12. September 2021 zur Wiederwahl aufstellen wirst?

Wenn ich wieder vorgeschlagen werde, sehr gerne.

Auf uns wartet eine äußerst spannende Kommunalwahl im nächsten Herbst!


Und nun zu meiner letzten Frage für heute – Wer ist euer politisches Vorbild und warum?

Rüdiger:
Mein politisches Vorbild war Willy Brandt. Er sorgte für eine Stimmung des Aufbruchs, die uns damals alle begeisterte. Und ich denke auch, ich habe für einige Veränderungen gesorgt.
Thomas:
Ein richtiges Vorbild habe ich nicht. Ich habe großen Respekt vor Menschen, die sich für die Gemeinschaft einsetzten. Das ist auch meine Triebfeder.

Ich wünsche euch beiden ganz viel Erfolg und weiterhin gute Beratungen im Ortsrat für unser schönes Weetzen.

Thomas Bensch und Rüdiger Wilke kurz nach der Amtsübergabe, als Anfang September zu Ehren des ehemaligen Ortsbürgermeisters eine Ortbefahrung mit ehemaligen Weggefährten durchführt wurde.

Thomas Bensch und Rüdiger Wilke kurz nach der Amtsübergabe, als Anfang September zu Ehren des ehemaligen Ortsbürgermeisters eine Ortbefahrung mit ehemaligen Weggefährten durchführt wurde.